Wo ist der Unterschied zwischen Marke und Nachbau? Wer heute ein Kosmetikprodukt kauft, hat die Qual der Wahl. Mehr als 5.000 Marken im Bereich Kosmetik und Körperpflege listet die deutsche Werbedatenbank www.slogans.de. Gleichzeitig verhalten sich immer mehr Nachbauprodukte als wären sie Marken. Im Auftritt nach Außen verschwimmen die Grenzen zwischen Originalmarke und Nachbau. Mythen ersetzen Fakten. Hier die wichtigsten auf einen Blick, die den Unterschied zwischen Marke und Nachbau aufzeigen.

Mythos Nr. 1: Es ist doch überall das gleiche drin. Falsch!

Forschung, Innovation und Qualitätssicherung sind elementare Voraussetzungen, um im Markt zu bestehen. Je komplexer die Wirkung sein soll, desto länger dauert die Entwicklung von neuen Produkten. Eine Seife herzustellen, ist relativ einfach. Pflegestoffe einzuarbeiten, ist schon schwieriger. Bei forschungsintensiven Produkten wie Zahnpflege, Anti Aging, Colorationen, Haarpflege oder Sonnenschutz braucht es bis zu zehn Jahre, bis ein neuer Wirkstoff in einem Produkt eingesetzt werden kann.

Dann aber versuchen andere Rohstofflieferanten und Parallelhersteller möglichst rasch, die neuen Wirkstoffe zu kopieren. Doch nur das Zusammenspiel der Wirkstoffe in der Gesamtformulierung macht die Wirkung und damit die Produktleistung aus. Beispiele:

  • Fluorid schützt nicht immer vor Karies. Fluoride stärken den Zahnschmelz und verhindern so Karies. Eines der wirksamsten Fluoride ist Natriumfluorid. Doch Natriumfluorid muss für den Zahn frei verfügbar sein, damit es wirkt. Und dazu braucht es eine spezielle Formulierung. In einer Kalkpaste verbindet sich Natriumfluorid schnell zu unlöslichem, unwirksamem Calciumfluorid. Da kann noch so viel Natriumfluorid in der Paste drin sein. Es wirkt nicht mehr. Das heißt allerdings nicht, dass Kalkpasten generell schlecht sind. Mit anderen Fluoriden ergeben sie eine wunderbar wirksame Zahnpasta.
  • Alpha-Hydroxysäure wirkt nicht immer Anti Aging. Alpha-Hydroxysäure, kurz AHA, ist nicht gleich AlphaHydroxysäure. AHA ist ein bekannter und beliebter Wirkstoffe zur Hauterneuerung und Hautglättung. Die AHA wirkt aber nur, wenn das Gesamtprodukt leicht sauer ist, also einen pH-Wert unter 7 hat. Hat das Produkt einen zu hohen pH-Wert und ist alkalisch, dann kann sich die AHA nicht aus der Formulierung lösen und wirkt nicht. Ist das Produkt dagegen zu sauer, entstehen Hautreizungen.
  • UV-Filter schützen nicht automatisch vor UVB- und UVA-Strahlen. Das bloße Vorhandensein von UVB- und UVA-Filtern sagt nichts darüber aus, ob die Cremen auch umfassend vor Sonne schützen.

Mythos Nr. 2: Marken sind Trendsetter. Richtig.

Unterschied zwischen Marke und Nachbau? Ohne Marken kein Nachbau. Ständig tüfteln die Experten in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Markenartikler an neuen Produkten oder an der Verbesserung bereits bewährter Produkte. Die Weiterentwicklung von Seife zu Duschgelen wäre sicher nicht durch einen Nachbauer erfolgt. Diese hätten weder durch Marktforschung den Bedarf erkannt, noch auf die Prototypen ihrer Forschung zurück greifen können. Und die neueste Generation von Antifaltencremes, die das Altern dort beeinflussen, wo es entsteht, auch nicht! Aber: Die Kopierer profitieren von den Vorleistungen der Markenhersteller, indem sie Wirkstoffe und Produkte nachbauen.

Mythos Nr. 3: Nachbauprodukte sind von bekannten Markenherstellern. Falsch.

Die Markenhersteller der Kosmetik stellen ausschließlich eigene Markenprodukte her und produzieren nicht für den Handel. Der Handel bezieht seine Nachbauprodukte von eigenen Produktionsstätten oder Drittlieferanten, die bekannte Marken nachbauen.

Mythos Nr. 4: Ich zahle bei der Marke mehr für gleiche Qualität. Falsch.

Kreativität und Qualität haben ihren Preis! Denn Marktforschung, Forschung und Entwicklung, Qualität und Sicherheit der Produkte, Rohstoffauswahl, die Überprüfung der Hautverträglichkeit, Belegung der Wirkaussagen und die Anmutung des Produktes bei der Anwendung kosten Geld, weil dahinter eine enorme Arbeitsleistung steht.

  • Inhaltsstoffe haben ihren Preis Ein billiges Parfümöl kostet nur vier Euro pro Kilogramm. Ein teures 73 Euro pro Kilogramm. Das ist 18mal so viel. Der Unterschied: das billige Parfümöl ist billig hergestellt. Es enthält nur wenige, günstige Duftstoffe und sein Duft hält unter Umständen nicht so lange. Beim teuren Parfümöl dagegen werden kostbare, hochwertige Duftstoffe sorgfältig ausgewählt und zu einer Gesamtkomposition zusammengestellt. Es duftet vielschichtiger und besser. Das gleiche gilt für alle anderen Inhaltsstoffe. Es ist ein Unterschied, ob ein Hersteller billige, mittlere, oder teure Inhaltsstoffe verwendet.
  • Sicherheit und Produktleistung haben ihren Preis Damit ein Auto sicher unterwegs ist, braucht es gute Reifen. Wer zu Billigreifen greift, spart an der falschen Stelle. Das gilt auch für Kosmetikprodukte. Die Absicherung  der Produktverträglichkeit von der Bewertung der Rohstoffe bis zum Endprodukt sowie die Überprüfung der Produktleistung durch klinische Studien kostet pro Produkt mehrere Hunderttausend bis eine Million Euro! Dieser Aufwand sichert allerdings die Überlegenheit der Markenartikel gegenüber Nachbauprodukten.

Mythos Nr. 5: Die Produktwirkung ist dieselbe. Falsch.

Alle in der Kosmetik verwendeten Messmethoden zur Produktwirkung sind von Markenartiklern entwickelt worden! Diese sind nach erfolgreicher Validierung auch den Nachbauern verfügbar. Seit 1996 muss bei Kosmetischen Produkten jede Wirkung belegt sein, die über den Grundnutzen eines Produktes hinausgeht, etwa Anti Aging.

Unterschied zwischen Marke und Nachbau – Drei Meilensteine in der Entwicklung von Messmethoden: 

  • 1976: Mit der neuen, mechanisch-profilometrischen Technik ist es möglich, die Hautrauigkeit zu messen. Silikonabdrücke von Hautoberflächen werden präzise vermessen und dienen dem Vergleich der Produktwirkung unbehandelter versus behandelter Haut. Mit dieser statistisch abgesicherten Messmethode gelingt die Bestimmung der Faltentiefe auf der Hautoberfläche. Diese Methode eignet sich in besonderer Weise zum Wirkungsnachweis von Antifalten-Cremes.
  • 1997: Ein neues berührungsfreies optisches Messverfahren (PRIMOS) wird zur Bestimmung der Hautrauigkeit und Faltenmessung etabliert. Dieses Verfahren wird inzwischen weltweit angewandt. Der zeitliche Aufwand dieser Methode zur Bestimmung der Hautrauigkeit ist drastisch geringer als der der mechanischen Methode.
  • 2005: Namhafte Markenartikler haben eine neue Messmethode entwickelt, mithilfe derer das Verhältnis von UVA- und UVB-Schutz erstmalig exakt bestimmbar wird. Diese UVA/UVB-Balance wird inzwischen für die Messung der UVA-Schutzwirkung von Lichtschutzprodukten erhoben.

Mythos Nr. 6: Markenprodukte sind mehrfach gesichert. Richtig.

Markenartikler produzieren und forschen international und sichern die Produktverträglichkeit und Sicherheit mehrfach ab. Sie haben Zugriff zu allen internationalen Datenbanken und verfügen über umfangreiche, eigene Datensätze zu ihren Fertigformulierungen. Dabei durchlaufen die Markenkosmetikprodukte mehrere Phasen:

  1. Basis für jedes neue Produkt sind Forschung und Entwicklung.
  2. Die Auswahl und Entwicklung von Wirkstoffen erfolgt nach strengen Kriterien, die weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Markenhersteller verwenden nur Inhaltsstoffe, die sicher für die Konsumenten sind.
  3. An einer Basisrezeptur, noch ohne Duft- und Aromastoffe, überprüfen die Forscher Zusammensetzung, Stabilität, Haltbarkeit, Wirkstoffgehalt und anwendungstechnische Eigenschaften. Dazu wird das Produkt geschüttelt, gerüttelt, Hitze, Kälte und Licht ausgesetzt. So stellt sich schnell heraus, ob die Zusammensetzung stimmt.
  4. Wenn die gewünschte Produktleistung erzielt, Düfte sowie Aromen von Testanwendern akzeptiert sind und die Sicherheit garantiert ist, gibt das Produktmanagement „grünes Licht“ für den Betriebsversuch.
  5. Im Betriebsversuch muss das Produkt einer erneuten Prüfung von Stabilität, Produktkennzahlen und mikrobiologischer Qualität stand halten, bevor es das technische Okay für die Produktion gibt.

Mythos Nr. 7: Markenprodukte investieren viel in Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Richtig.