Ein Tipp von der Großmutti, der Mama oder der besten Freundin. Die Mythen rund um das Thema Sonnenschutz sind zahlreich und halten sich hartnäckig. Wir haben mit Allgemeinmedizinerin Dr. Veronika Lang gesprochen und klären über die wichtigsten Irrtümer beim Sonnenschutz auf.

Kosmetik transparent: Was sind die häufigsten Fehler beim Sonnenschutz?

Dr. Veronika Lang: Der häufigste Fehler ist der, dass Sonnenschutz gar kein Thema ist und gar keiner verwendet wird. Der zweite Fehler ist, dass zu wenig Sonnenschutz auf die Haut aufgetragen wird. Man muss bedenken, dass immer ein Lichtschutzfaktor auf der Packung ausgewiesen wird, der aber nur erreicht werden kann, wenn von Beginn an die richtige Auftragemenge auf die Haut kommt. Und die wird berechnet mit zwei Milligramm pro Quadratzentimeter. Aufgerechnet auf einen erwachsenen Menschen sind das ungefähr 30 Milliliter oder sechs gehäufte Teelöffel. Aus Umfragen wissen wir, dass meistens nur die Hälfte verwendet wird. So wird der Lichtschutz, der auf der Verpackung angegeben ist, von vornherein nicht erreicht.

Wie lange kann ich in der Sonne bleiben?

Man spricht von der sogenannten „Besonnungszeit“, die ist definiert durch den Eigenschutz. Sie können eine gewisse Zeit in der Sonne verweilen, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Diese Zeit sollte allerdings nie ausgeschöpft werden, da man einen Sonnenbrand unbedingt vermeiden sollte. Diese Verweildauer richtet sich nach dem sogenannten Phototyp, also die natürliche Hautfarbe, die von der Natur mitgegeben ist. Dann gibt es noch andere Einflussfaktoren, wie z.B.: Wo halte ich mich auf? Auf welchem Breitengrad, in der Höhe, am Wasser? Bin ich Reflexionen durch Meer und Sand oder Schnee ausgesetzt? Oder wird mein Sonnenschutz strapaziert durch Abrieb oder Bäder, Wasser, Meer usw.

Woher weiß ich, welcher Hauttyp ich bin?

Das ist nicht ganz einfach. Das richtet sich natürlich nach der Hautfarbe, die man genetisch mitbekommen hat. Auch Haar- und Augenfarbe können Hinweise sein. Es gibt aber durchaus auch blonde Personen, die etwas mehr Eigenschutz haben als etwa Dunkelhaarige mit sehr, sehr heller Haut. Meistens wissen die Personen selber, wie lange sie in der Sonne bleiben können, ohne rot zu werden. Ich empfehle, die Betroffenen zu befragen – wir schulen auch die Apotheken in diese Richtung. Sie machen dann eine Art „Sonnenanamnese“ mit den Kunden. So kommt man dem am besten nahe. Es kann nicht immer ganz einfach sein, den richtigen Phototypen nur an Haut und Haaren zu erkennen.

Was bedeutet der Lichtschutzfaktor?

Nehmen wir als Beispiel ein Sonnenschutz-Produkt mit dem Lichtschutzfaktor 30. Sie sind ein heller Phototyp mit der Eigenschutzzeit von 10, dann würde man 10 mal 30, also 300 Minuten in der Sonne verbringen können, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Der Eigenschutz wird also multipliziert mit dem Faktor. Daraus ergibt sich die Besonnungszeit, die wir allerdings nicht ganz ausschöpfen sollten. Denn so würde dies bedeuten, dass nach 300 Minuten ein Sonnenbrand eintreten würde. Wir wollen den Sonnenbrand unbedingt vermeiden, das heißt, wir schöpfen etwa 60 Prozent der errechneten Besonnungszeit aus.

Werde ich auch mit einem höheren Lichtschutzfaktor braun?

Sie werden auch mit einem höheren Lichtschutz eine gewisse Bräune erreichen. Aber natürlich ist es so, dass durch den Lichtschutz UV-Strahlen abgewehrt werden, UV-Strahlen aber umgekehrt dafür sorgen, dass wir bräunen. Die Bräune ist ja nichts anderes als eine Art Schutzfunktion unserer Haut gegenüber den schädlichen UV-Einflüssen. Es ist vernünftiger, langsam und mit einem höheren Sonnenschutz zu bräunen und lieber in Kauf zu nehmen, dass es pro Zeiteinheit geringer ist. Diese Bräune ist dann ein bisschen diskreter, hält aber auch länger und ist schöner und gleichmäßiger.

Aus rot wird braun. Stimmt das?

Das sollte nicht ganz so sein. Wenn man einen Sonnenbrand hat, wird die Entzündung vergehen und es wird vielleicht braune Haut nachkommen. Allerdings sollten wir einen Sonnenbrand unbedingt vermeiden. Sonnenbrand bedeutet rote Haut, ein starker Entzündungsprozess, die Gefäße in der Haut sind schon weit gestellt, weil an diesem Ort etwas ist, das nicht in Ordnung ist. Es geht also unbedingt darum, einen Sonnenbrand zu vermeiden und Sonnenschutz-Produkte zu verwenden.

Sollte man Sonneschutz aus dem Vorjahr entsorgen?

Wir können eine gewisse Haltbarkeit garantieren. Natürlich ist die Haltbarkeit besser, wenn ein Produkt gut gelagert wird, bei gleichbleibender Temperatur, verschlossen, und so weiter. Aber wir sind verpflichtet, ein gewisses Haltbarkeitsdatum auf der Verpackung anzugeben. Auf der Packung ist ein Tiegel mit einem schrägen Deckel abgebildet, auf dem z.B. „12 Monate“ steht. Das bedeutet, dass das Produkt nach dem Öffnen 12 Monate haltbar ist. Wenn diese Zeit überschritten ist, sollte das Produkt besser entsorgt werden.

Wir danken für das Gespräch.