Veronika Lang, Medizinerin und Wissenschafterin, im Interview über moderne Anti-Aging Wirkstoffe, die Bedeutung von Antioxidantien und Sonnenschutz. 80 Prozent der sichtbaren Hautalterung entstehen durch Umwelteinflüsse. In erster Linie UV-Strahlen. Für Veronika Lang ist deshalb auch Sonnenschutz das beste Anti-Aging-Mittel. Sie erklärt, wie man Sonnenschutz und Gesichtspflege in der täglichen Routine verbinden kann. Außerdem stellt sie die Wirkungsweise von Antioxidantien vor. Weiters geht sie auf das Mikrobiom ein und warum das ein Zukunftsthema in der Hautpflege ist. Digital Aging ist laut Veronika Lang nicht hundertprozentig geklärt.

 

„Ist Sonnenschutz das beste Anti-Aging-Mittel?“

Sonnenschutz ist sicher ein wichtiges, wenn nicht sogar das allerbeste Anti-Aging-Mittel. Wenn man zeigerecht – bereits als Kind und in der Jugend – mit dem Sonnenschutz anfängt, können Hautalterungsprozesse hintangehalten und verhindert werden.

„Wie kann man Sonnenschutz mit der täglichen Gesichtspflege verbinden?“

Wie schaut ein Tag aus? Hält man sich den ganzen Tag im Freien auf? Dann hat Sonnenschutz Priorität. Man kann ein entsprechendes Sonnenprodukt auftragen. Wenn man nicht den ganzen Tag in der Sonne ist, man eine Stunde draußen ist, auf die Straße geht, im Café oder am Balkon sitzt, dann kann man eine Tagespflege mit Lichtschutz nehmen. Da gibt es unterschiedliche Texturen, für unterschiedliche Altersgruppen, sodass jede Person das Passende finden kann.

 „Was sind Antioxidantien? Wie wirken sie auf der Haut?“

Antioxidantien sind Aktivstoffe, die auch in der Haut vorkommen, z.B. Vitamin C. Antioxidantien haben die Aufgabe, degenerative Prozesse und Entzündungsprozesse in der Haut zu verhindern oder diese Prozesse zu lindern. Aus diesem Grund sind Antioxidantien sehr wertvolle Inhaltsstoffe, die wir auch in der Dermokosmetik nützen.

„Was ist das Mikrobiom? Warum ist es ein Zukunftsthema in der Hautpflege?“

Das Mikrobion bedeutet alle Keime, die natürlich vorkommen. Lange Jahre war die Darmflora im Fokus, auch berechtigt. Aber es scheint so, als würden die Keime, die auf der Haut leben, mit den Darmkeimen kommunizieren und gewisse Entzündungsprozesse im Rahmen von Hauterkrankungen auch im Zusammenhang mit Darmmikrobiom und Hautmikrobiom stehen. Also ein sehr interessanter Wirkansatz in der Hautpflege, wenn man das Mikrobiom positiv beeinflussen kann.

„Welche natürlichen Wirkstoffe bewähren sich in der Anti-Aging-Pflege?“

Da wäre einmal das Vitamin C, es kommt in der menschlichen Haut vor, wird aber im Alter weniger von der Konzentration und von der Verarbeitung. Vitamin C kann zugeführt werden. Ein weiteres Beispiel, das sehr bewährt ist, ist Hyaluronsäure. Hyaluron kommt auch natürlich vor, ist ein natürlicher Feuchthaltefaktor der Haut, auch Volumen gebend. Wird in der Dermatologie in einer bestimmten Darreichungsform direkt eingebracht, oder in der Kosmetik als Inhaltsstoff auf die Haut aufgetragen. Also sehr bewährt und sehr gut. Dann gibt es noch sehr viele Beispiele, wo pflanzliche Wirkstoffe genützt werden können. Z.B. Baikalin, das kommt aus einer chinesischen Wurzel oder auch Polyphenole, die Antioxidantien, z.B. Marillenkerne oder Traubenkerne, Lykopin aus den Tomaten, also es gibt sehr viele unterschiedliche Ansätze, nach denen sich ein forschender Konzern umschauen kann, um Inhaltsstoffe zu entwickeln.

„Wohin geht der Trend in der Behandlung von Falten?“

Behandlung von Falten bedeutet, dass ein Hautalterungsprozess nach außen bereits sichtbar ist. Auf zellulärer Ebene haben wir schon in sehr jungen Jahren die ersten Zeichen für die Verlangsamung des Zellstoffwechsels. Wenn Falten oder Schlaffheit der Haut einmal zu sehen sind, ist der Alterungsprozess bereits vorangeschritten. Wir empfehlen heute ein multimodales Vorgehen. D.h. Hautärzte, die ästhetisch arbeiten, machen die unterschiedlichen Ansätze, von Eingriffen, aber auch von begleitender Pflege und Sonnenschutz – heute eine sehr effiziente Zusammenschau. Ich kann durchaus empfehlen, einmal den Hautarzt zu fragen, wie eine Behandlung aussehen könnte.

„Welche Wirkung hat das Blaulicht von Computer und Smartphones auf unsere Haut? Gibt es ein digital Aging?“

Es ist wissenschaftlich noch nicht hundertprozentig geklärt, wie Blaulicht oder sichtbares Licht auf die Haut wirkt. Wir wissen heute hundertprozentig, dass es sich negativ auf das Auge auswirkt, also die Hornhaut des Auges nimmt Schaden in Form von Entzündungsprozessen, ähnlich wie wir es auch von UV-Strahlen kennen, die auf die Haut einwirken. Für die Haut ist es noch nicht hundertprozentig gesichert, da fehlen noch schlüssige Daten. Aber eines ist ganz klar. Im Anti-Aging-Sektor sind die UVA-Strahlen der schädliche Einfluss schlechthin. D.h. Sonnenexposition, UVA-Exposition sind der Altmacher, den wir heute wissenschaftlich fundiert nennen können.

„Wie viel Auswirkung hat Stress auf unsere Haut?“

Stress gehört zu den exogenen Faktoren, Exposom genannt, also Faktoren, die außerhalb der Genetik auf die Haut wirken. Stress ist einer von zahlreichen Faktoren, wir haben Sonne, Rauchen, Schlafmangel, wir haben die Ernährung, die immer wieder in den Fokus gerät, und Stress ist auch ein Teil. Natürlich wird man zum Anti-Aging-Konzept auch stressfreie Situationen und psychische Gesundheit empfehlen, aber es ist nur einer von zahlreichen Faktoren. Aber es ist auch bekannt, dass bestimmte Hautkrankheiten wie Akne oder Schuppenflechte unter Stress schlechter werden.

 „Ästhetische Eingriffe liegen als Anti-Aging-Methode im Trend. Wie pflegt man die Haut danach?“

Hier ist ganz dringend die Anweisung des behandelnden Arztes zu befolgen. Der Hautarzt schaut sich ganz genau die Haut an, empfiehlt seinen Patienten dann sehr sorgfältig, entsprechend den neuen Erkenntnissen, welche Technik hier passt. Begleitend ist immer wichtig Sonnenschutz, gerade z.B. wenn Pigmentflecken bearbeitet werden oder Keratosen, Verhornungsstörungen, die sich im Alter zeigen. Bei Falten ist es sehr wichtig, dass eine entsprechende Pflege nachher gegeben wird, auch Anti-Aging-Pflege und Sonnenschutz im Zusammenhang mit dem Eingriff nachher. Nach Eingriffen wie Peelings oder Laser ist es sehr wichtig, dass sich die Hautbarriere rasch wieder erholt. Da können wir auch entsprechende Produkte anbieten. Also am besten in der Apotheke fragen, was es da Passendes gibt. Auch nicht außer Acht zu lassen ist, ein gutes Make-up, mit dem man Einstichstellen oder Rötungen im Rahmen eines Eingriffs gut abdecken kann. Da wird der Hautarzt gerne weiterhelfen.