Empfindliche Haut ist ein sehr verbreiteter Begriff, der oft und unbedacht eingesetzt wird. Im Gegensatz zu Männern behaupten gerade Frauen gerne empfindliche Haut zu haben. So ist der Begriff doch eine Frage der Definition. Was ist empfindliche Haut? Kann man Empfindlichkeit messen? Und worauf reagiert denn jemand empfindlich?

Einflussfaktoren bei sensibler Haut

Die Haut kann auf diverse Einflussfaktoren reagieren: Dazu gehören Reizstoffe, Temperaturschwankungen, übermäßige Sonnenexposition oder auch Schadstoffe aus der Umwelt. Dass Smog, Feinstaub und Abgase die Physiologie der Haut beeinträchtigen können, da sie die Konzentration der hauteigenen Antioxidantien wie Vitamin E herabsetzen und Schäden durch freie Radikale begünstigen, war sogar Thema beim Dermatologie Weltkongress 2015 in Vancouver.

Warum eine Allergie nicht immer „Schuld“ ist

„Es ist also nicht immer eine Allergie, von der im Zusammenhang mit empfindlicher Haut die Rede ist. Denn eine Allergie hat ein ganz bestimmtes pathologisches Geschehen dahinter“, betont Dr. Veronika Lang, Allgemeinmedizinerin und Med.-Wissenschaftliche Leitung L’Oréal Österreich Division Cosmétique Active. Bei einer Allergie kommt es zu einer Sensibilisierung einer bestimmten Substanz oder eines Inhaltsstoffes, der als vermeintlich fremd und feindlich eingestuft wird und bei wiederkehrendem Kontakt durch eine unangemessene Entzündungsreaktion ausgeschaltet werden soll.

Unausgewogene Work-Life-Balance bringt Haut aus dem Gleichgewicht

Für das starke Ansteigen von Allergien und Unverträglichkeitsreaktionen werden neben genetischen Faktoren auch die moderne Lebensweise mit dem entsprechenden Hygieneverhalten verantwortlich gemacht. Oft führen auch Kontaktallergien auf bestimmte Stoffe in der Kleidung oder in Kosmetikprodukten zu Beschwerden. Duft- und Konservierungsstoffe, aber auch gewisse ätherische Öle und Wachse sind die wichtigsten Kontaktallergene. Herkömmliche Kosmetika und Reinigungsprodukte, Lösungsmittel, Schaumbäder und Badezusätze, die die Haut austrocknen, beeinträchtigen die Lipidbarriere und erhöhen damit das Risiko einer Kontaktallergie.

Die Voraussetzungen für empfindliche Haut

Auch gibt es bei den betroffenen Menschen einige Voraussetzungen, die mit empfindlicher Haut einhergehen. So z.B. die Atopie, also eine Anlagebereitschaft zu allergischen Reaktionen und atopischer Dermatitis bzw. Neurodermitis. Erwachsene und gerade auch Kinder mit atopischer Dermatitis neigen zu Hauttrockenheit und Entzündungsreaktionen. Ursache ist hier eine gestörte Barrierefunktion. Es geht zu viel Wasser nach außen verloren und  allergieauslösende Substanzen können leichter eindringen und die Haut zusätzlich reizen. Auch sehr blasse Haut, die per se leicht errötet, ist meist empfindlich. Man kann auf jeden Fall sagen, dass eine Person mit empfindlicher Haut eine herabgesetzte Reizschwelle gegenüber einer bestimmten Einwirkung  hat. „Durch eine Hautkrankheit oder Trockenheit beeinträchtigte Haut ist immer empfindlich“, so Dr. Lang.

Wie äußert sich empfindliche Haut?

Subjektiv empfinden die Betroffenen dann Brennen, Stechen oder Juckreiz. Heute wissen wir, dass diese Wahrnehmung durch eine neurogene Störung der in der Haut verlaufenden Nerven bedingt ist. Neurotransmitter an den Nervenenden haben eine erhöhte Rezeptorenaktivität und senden vermehrt Botenstoffe. Manchmal ist diese subjektive Wahrnehmung das einzige Anzeichen einer Reaktion, sodass von außen nichts an der Hautoberfläche zu sehen ist.

Zu den Symptome, die meist zu erkennen sind, gehören

  • Rötung,
  • Schuppung,
  • entzündliche Plaques
  • bis hin zu Bläschen.

Kratzen verstärkt diese Symptome und beeinträchtigt die Hautfunktion zusätzlich. So entsteht ein Teufelskreis. Um einen objektiven Eindruck einer besonderen Empfindlichkeit zu bekommen, kann man z.B. einen Provokationstest durchführen. Dabei wird mit Milchsäure oder Capsaicin ein gezielter Reiz gesetzt und die Reaktion der Haut dokumentiert. Capsaicin ist ein in verschiedenen Paprika-Arten vorkommender Wirkstoff, der einen Hitze- oder Schärfereiz hervorruft. So kann man etwa die entzündungshemmende und beruhigende Wirkung eines bestimmten Produktes messen. Allerdings handelt es sich hier nicht um eine Kontaktallergie, sondern eine direkte Irritation.

Was tun bei sensibler Haut?

Eine Kontaktallergie kann bei einem Hautarzt diagnostiziert werden. Auch gibt es kompetente Allergiezentren, die eigens spezialisiert sind. Die gängigsten Methoden, um ein bestimmtes Allergen zu identifizieren, sind der Pricktest und der Patchtest. Auch ist eine Erhebung der Anamnese mit chronologischem Ablauf der Ereignisse genau festzuhalten. Wenn die Ursache einer Reaktion bekannt ist, ist der wichtigste Schritt getan. Der Arzt verordnet im akuten Fall eine entzündungshemmende Therapie mit Steroiden und Antihistaminika. Wichtig ist, das auslösende Substrat in der Zukunft zu meiden. Die Haut ist die Grenze zur Außenwelt und damit ein Schauplatz zahlreicher Abläufe des Immunsystems und sollte daher auch entsprechend gepflegt werden. Heute werden hochwertige Kosmetikprodukte mit strengen Sicherheitsstandards angeboten, um das Risiko von Reaktionen zu minimieren.

Expertentipp von Dr. Veronika Lang: „Die Inhaltsstoffe sind sorgfältig gewählt, die Zahl niedrig gehalten und auf potentielle Allergene und Irritantien wird von vorneherein verzichtet. Hautarzt und Apotheke helfen gerne weiter.“